Gender verstehen – Zur Wirkung von Sprache im Alltag

Was ist Gender? Wie wird Gender sprachlich hergestellt? In dieser Lerneinheit setzen sich die Schüler:innen mit diesen Fragen auseinander. Sie lernen zu unterscheiden zwischen biologischem Geschlecht und Genderidentität und untersuchen auf Basis des Konzepts Doing Gender, wie Rollenbilder im Alltag zum Ausdruck kommen. Dabei lernen die Schüler:innen verschiedene sprachliche Strategien kennen, um sensibel und inklusiv mit Diversität umzugehen.

Aus sprachwissenschaftlicher Perspektive führt die Lerneinheit in Fragestellungen der Genderlinguistik ein: Wie beeinflussen bestimmte Sprachformen unser Verständnis von gesellschaftlichen Rollen? Wie wird Gender sprachlich konstituiert?

Die Lerneinheit bezieht keine Position zu mutmasslich korrekten oder falschen Formen des Genderns, sondern zeigt verschiedene Möglichkeiten der Ausdrucksweise auf.

Kompetenzen: Politische Bildung, Schreibkompetenz, Interdisziplinarität

Stufe/Niveau: 1-2, 3-4

Hinweis: Die Lerneinheit ist in ihrer Komplexität eher für die 3./4. Klassenstufe konzipiert. Mit einer Reduktion der theoretischen Inputs und einer stärkeren Fokussierung auf Beispiele aus dem Alltag kann sie jedoch auch in 1./2. Klassen gewinnbringend eingesetzt werden.
 

Umfang: 4 Lektionen

Interdisziplinäre Verbindungen: Philosophie

Ausgewählte Literatur

Butler, J. (2024). Who’s afraid of gender? Farrar, Straus and Giroux.

Kommentar: Aktuelle Publikation von Judith Butler, die den Begriff Gender historisch und gesellschaftlich situiert. Butler zeigt, wie gesellschaftliche Feindbilder um Gender aufgebaut werden und der Begriff in politischen Diskursen instrumentalisiert wird.


Hornscheidt, L. (2006). Linguistik. In: C. von Braun / I. Stephan (Hrsg.): Gender Studien. Eine Einführung. 2. Auflage. Verlag J. B. Metzler, S. 270-283.

Kommentar: Grundlagentext zu sprachwissenschaftlichen Zugängen in den Gender Studies. Erklärt u. a., wie Sprachstrukturen Machtverhältnisse spiegeln und stabilisieren.


Macha, H. (2012). Konstruktionen der Geschlechtsidentität – Widersprüche aktueller Sozialisationsprozesse. In: S. Günther, D. Hüpper und C. Spieß (Hrsg.): Genderlinguistik. Sprachliche Konstruktionen von Geschlechtsidentitäten. Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, S. 31-51.

Kommentar: Beitrag zur Genderidentität im sprachlichen Kontext. Besonders relevant für die Verbindung von Sprachgebrauch und Identitätsentwicklung.


Spieß, C. (2012). Linguistische Genderforschung und Diskurslinguistik. Theorie – Methode – Praxis. In: S. Günther, D. Hüpper und C. Spieß (Hrsg.): Genderlinguistik. Sprachliche Konstruktionen von Geschlechtsidentitäten. Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, S. 53-85.

Kommentar: Überblickstext zu Theorien und Methoden der Genderlinguistik. Nützlich zur Einordnung der Diskursanalyse als Werkzeug zur Sichtbarmachung von Genderzuschreibungen.


West, C. / Zimmermann D. H. (1987). Doing Gender. In: Gender and Society, Vol. 1, No. 2, S. 125-151.

Kommentar: Führt das Konzept ein, dass Gender nicht nur «ist», sondern ständig «getan» wird. Dies ist eine zentrale theoretische Grundlage für diese Lerneinheit.

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